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4TEEN4: Finanzierungsrunde auf 55 Mio. Euro erhöht

4TEEN4 Pharma: Die aufgestockte Finanzierungsrunde über 55 Mio. Euro für einen Antikörperwirkstoff bei kardiogenem Schock wirft ein neues Licht auf die Sepsis-Kompetenz im Reich von Andreas Bergmann in Hennigsdorf.

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Die 4TEEN4 Pharmaceuticals GmbH mit Sitz in Hennigsdorf in Brandenburg nordwestlich von Berlin hat ihre Serie C-Finanzierung auf 55 Mio. Euro ausgeweitet – mit Beteiligung sowohl bestehender als auch neuer Investoren. Mit dem frischen Kapital wird der monoklonale Antikörper procizumab weiterentwickelt, der den zirkulierenden Enzymfaktor cDPP3 neutralisieren soll – ein entscheidender Ansatz in der Therapie des lebensbedrohlichen kardiogenen Schocks. Die laufende Phase IIa-Studie (PROCARD 2a) wird damit ausgeweitet und um eine US-Expansion ergänzt.

Der in Sachsen Sepsis-Diagnose besonders umtriebige CEO Dr. Andreas Bergmann erklärte: „Diese Finanzierung reflektiert ein starkes Vertrauen in unsere Mission und das transformative Potential unserer Wissenschaft, das Überleben von kritisch erkrankten Patienten zu verbessern.“ Das neue Kapital soll genutzt werden, um klinische Meilensteine zu erreichen und den Schritt zur entscheidenden Studie vorzubereiten.

Procizumab – ein neuartiger Ansatz gegen Schock

Schockzustände, insbesondere kardiogener Schock, zählen zu den schwer behandelbaren medizinischen Notfällen mit hohen Sterberaten. Procizumab richtet sich gegen das zirkulierende Enzym cDPP3, das bei Zellschädigung freigesetzt wird und über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System eine Herzdepression herbeiführt. Die Antikörpertherapie verfolgt das Ziel, diesen Auslöser direkt zu adressieren – über die bloße Unterstützung der Kreislauffunktion hinaus. Die Phase IIa-Studie läuft in mehreren europäischen Zentren; erste Zwischendaten zu Sicherheit, PK/PD werden Anfang 2026 erwartet.

JWD und doch mitten drin

Das Life-Science-Cluster Hennigsdorf (Teil des Regionalen Wachstumskerns Oranienburg-Hennigsdorf-Velten) zählt rund 60 sehr unterschiedliche Unternehmen der Gesundheits- und Biowissenschaften. Dort sind unter anderem Diagnostik-, Medizintechnik- und Wirkstoffentwickler ansässig – von Start-ups bis hin zu etablierten Firmen wie Thermo Fisher Scientific B·R·A·H·M·S GmbH. Diese ehemalige BRAHMS Diagnostics war das Gesellenstück von Dr. Bergmann und Kollegen, mit dem eine Neuerung in der Sepsis-Diagnostik so weit entwickelt wurde, dass das Unternehmen die Aufmerksamkeit von Thermo Fisher auf sich zog. Aus Aufmerksamkeit und Kooperation wurde 2009 eine Akquise, die den BRAHMS-Gründern rund 330 Mio. Euro einbrachte. Seither sind eine ganze Reihe weiterer Firmen mit unterschiedlichen Ansätzen (Diagnose oder Therapie) gegen Sepsis entstanden, bei denen der Brahms-Gründer die Finger im Spiel hat: Andrenomed, Sphingotec oder Sphingotec Therapeutics aus der vor einigen Jahren durch eine Namensänderung die jetzige 4TEEN4 Pharmaceuticals GmbH wurde.

Ein geplanter „BioTech Campus Hennigsdorf“ soll das „Bergmann-Cluster“ erweitern, verbreitern und damit stärken. Entwickelt und betrieben wird das primär durch die LSO Life Science Oberhavel GmbH.

Finanzierung mit Geschichte

Mit der Serie-C-Ausweitung unterstreicht 4TEEN4 nicht nur ihre eigene Wachstumsstory, sondern profitiert wohl auch von den benachbarten Netzwerken wie DiagnostikNet | BB e.V. oder Biotechnologieverbund Berlin‑Brandenburg e.V., die die lokale Szene unterstützen. Das ist auch nötig, denn für echte Berliner liegt Hennigsdorf schon ziemlich weit ab vom Schuss. Das muss dann kein Problem sein, wenn die kompetenten Köpfe sowieso in der Nähe sind. Mit dem Verweis auf diese Kompetenz schaffte es 4TEEN4 sogar eine relevante Person des Cardior-Novo-Milliarden-Exits ins Unternehmen zu locken, der nun auch bei der Gewinnung weiterer Investoren eine Rolle spielte.

Wenn 4TEEN4 die anstehenden Zwischenergebnisse positiv präsentiert, könnte das nicht nur das Unternehmen, sondern auch den Standort Hennigsdorf wieder einmal ins Rampenlicht rücken, was seit dem Brahms-Verkauf an Thermo nicht mehr so häufig geschehen ist. Der therapeutische Bedarf ist hoch – und mit ihm die Chance, eine tatsächlich bahnbrechende Therapie im Bereich Schockbehandlung zu etablieren.

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